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Arbeitsgemeinschaft der Lohkaninchenzüchter

Von Rassesprecher der Loh-Kaninchen schwarz
Thomas Mendrzik
Am 22. und 23 Oktober führte der bayerische Lohkaninchen-Club, anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums, die 19. Lohvergleichsschau im Oberfränkischem Himmelkron durch. Leider waren nur insgesamt 306 Lohkaninchen in den vier Farbenschlägen gemeldet. Sicherlich hat die RHD V2 einen gewissen Anteil an diesem Ergebnis, allerdings fehlten viele bekannte Züchter, nicht nur als Aussteller, sondern auch als Besucher. Die Ausstellung hätte eine bessere Beteiligung verdient, zumal die Bayern herzliche Gastgeber waren und die Ausstellungshalle mit eigenem Vereinsheim ideale Voraussetzungen bot. Internationale Beteiligung kam diesmal aus Österreich und Luxemburg.

Die Anzahl der ausgestellten Tiere setzte sich wie folgt zusammen: 132 Lohkaninchen schwarz, 128 Lohkaninchen havannafarbig, 28 Lohkaninchen blau und 18 Lohkaninchen fehfarbig. Das hohe Bewertungsniveau spiegelt sich auch darin wieder, dass nur vier Tiere mit dem Prädikat nicht befriedigend beurteilt wurden. Allerdings erhielt ein Tier die Bewertung o.B. und 9 Tiere fehlten.

Die beste Sammlung der Schau zeigte Rainer Sondershaus mit Lohkaninchen havannafarbig mit 387,5 Punkten. In dieser Sammlung stand auch der Siegerrammler mit 97,5 Punkten. 1. Clubmeister bei den Schwarzlohkaninchen wurde Steffen Henkel mit 387 Punkten, aus dieser Zuchtgruppe kam die Siegerhäsin mit 97,5 Punkten. 2. und 3. Clubmeister bei den Lohkaninchen schwarz wurden Hans Stocker und Horst Büch mit jeweils 387 Punkten. Beide Züchter stellten eine Zuchtgruppe III aus und mussten sich deshalb Steffen Henkel geschlagen geben. Der beste Rammler kam aus der Zucht von Franz Ebner (Kärnten/Österreich) und erreichte 97,5 Punkte. Dieses Tier wurde am Sonntag eingehend in der Tierbesprechung analysiert. Hierbei ging es ausdrücklich nicht um eine sogenannte "Nachbewertung", sondern um den Rassewert, dass Erscheinungsbild unter Berücksichtigung von Standard und Zuchtstand. Das Tier hatte einen hervorragenden Glanz der Deckfarbe mit einer intensiven Lohfarbe.

Bei den Lohkaninchen blau wurde Dr. Gertrud Rossi mit 385 Punkten 1. Clubmeisterin. Aus ihrer Zucht kam der beste Rammler mit 96,5 Punkten. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten Andreas Larsen mit 383 Punkten und Marco Wiedenmann mit 382 Punkten. Die beste Häsin zeigte Johann Biermann ebenfalls mit 96,5 Punkten. Bei den Lohkaninchen blau erreichte kein Tier das Prädikat vorzüglich. Allerdings hatte die meisten ausgestellten Tiere eine ideale blaue Deckfarbe und waren vom Typ und Größe gegenüber den letzten Jahren deutlich verbessert. In der Tierbesprechung am Sonntag wurde der deutliche Unterschied in der Bauchlohe im Vergleich zwischen dem besten Rammler und der besten Häsin herausgestellt. Hier war der Rammler deutlich schlechter und zeigte eine fleckige und helle Bauchlohe. Die Vorzüge des Rammlers waren Form, Fell und Typ.

Bei einer so weit verbreiteten Rasse wie den Schwarzloh kommen natürlich alle Abweichungen vom Standard vor. Dazu kommen regionale Unterschiede in der Ausrichtung der Zucht, was auch mit dem persönlichen Geschmack der Züchter und Preisrichter, dass Bewertungsergebnis beeinflusst. Dies war auch in Himmelkron der Fall. Man kann manchmal den Eindruck bekommen, dass gerade bei den Schwarzloh der Bewertungsmaßstab deutlich höher angesetzt wird, als bei den anderen Farbenschlägen. Grundsätzlich ist es richtig, bei einer so weit verbreiteten Rasse eine strenge Auslegung des Standards anzuwenden, allerdings muss aufgepasst werden, dass dadurch der tatsächliche Zuchtstand der Lohkaninchen bei den einzelnen Farbenschlägen ermittelt wird und nicht unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe angewendet werden. Diesen Eindruck konnte man beim Betrachten der vier Farbenschläge in Himmelkron bekommen. Auffällig bei den Schwarzloh war, dass die breite Ohrenstellung wieder vermehrt auftritt. Hier ist unbedingt züchterisch entgegen zu steuern, damit wir nicht die Probleme der Vergangenheit wieder auf breiter Basis in den Zuchten verankern. Nach meinem persönlichen Geschmack, war die Lohfarbe nicht in allen Zuchten, intensiv ausgeprägt. Das konnte man vor allem an den Augenringen erkennen. Tiere mit schwachen Augenringen und wenig Lohfarbe im Augenring wurden zum Teil besser bewertet, als Tiere mit kräftigen Augenringen und intensiver Lohfarbe im Augenring.
Vereinzelt helle Blumenunterseiten bestätigten hier meinen Eindruck. Deshalb ist mein Wunsch, dass die Lohfarbe in der Breite der Zuchten wieder intensiver wird.

Die Lohkaninchen havannafarbig sind nicht nur von der Anzahl der ausgestellten Tier auf dem Niveau ihrer schwarzen Verwandten angekommen, sondern haben auch qualitativ zu diesen aufgeschlossen. Im Wettbewerb um den höchsten Preis haben sie diese sogar überholt. Das größte Manko der Loh havannafarbig sind die größtenteils schmalen Köpfe der Rammler. Oft haben die Loh havannafarbig eine etwas lange und gestreckte Körperform, dass entspricht nicht der Beschreibung aus dem Standard. Die Deckfarben entsprechen dem Standard. Abzüge gab es meistens aufgrund von jahreszeitlich bedingter Unfertigkeit. Im Gegensatz zu ihren schwarzen Verwandten, hatten sie oft recht schwach ausgeprägte Augenringe, die oft auch noch eine blasse Lohfarbe aufwiesen. Bei der Bewertung ist dieser Fehler nicht berücksichtigt worden. Die Rumpfzeichnung und Lohfarbe bereitet dem Farbenschlag, in der Breite der Zuchten, wenig Probleme. Das Gleiche gilt für die Deckfarbe. Bei der Neufassung des Standards sollte die ursprüngliche Bezeichnung Braunlohkaninchen wieder übernommen werden. Diese Bezeichnung beschreibt den Ton der Deckfarbe besser. Von der Deckfarbe der Rasse Havanna unterscheiden sich die havannafarbigen doch deutlich. Das Fellhaar und war auch in Himmelkron gut in der Struktur und Haarlänge. Die kurze Fellbehaarung der Vergangenheit war kaum noch vorhanden.

Erfreulich ist die Entwicklung bei den Blauloh, was Verbreitung und Qualität betrifft. Die Deckfarbe war auch in Himmelkron, eindeutig als Blau zu erkennen. Die größten Unterschiede gab es bei der Intensität der Lohfarbe. Hier standen sich Tiere mit einer gelblichen und blassen Lohfarbe und einer Lohfarbe, die dem genetisch machbaren entsprach, gegenüber. Das Siegertier verkörperte sicherlich einen prima Typ und hatte eine super Fellbehaarung, bei der der Bewertung der Lohfarbe und der Abzeichen, hätten aber deutliche Punktabzüge durchgeführt werden müssen. Das hätte dann zu einem anderen Ergebnis geführt. Weiterhin konnte man in Himmelkron sehen, dass die Vertreter mit einer intensiveren Lohfarbe, vom Typ etwas schwächer waren. Das sollte aber niemanden dazu verleiten, dass wie in der Vergangenheit, illegale Einkreuzung von Schwarzlohkaninchen vorgenommen werden. Um dem Ideal aus dem Standard möglichst nahe zu kommen, muss man eine gelenkte Zucht mit einer konsequenten Selektion betreiben. Hierzu gehört natürlich eine entsprechend große Anzahl von Tieren und Ehrlichkeit beim Zuchttiertausch. Das ist im Übrigen die Grundlage von Clubarbeit! Den Abstieg der Blauloh, nach der Anerkennung der Fehloh und der Schaden der durch illegale Einkreuzung von Schwarzloh entstanden ist, scheint gestoppt zu sein.

Einen sehr diffusen Eindruck hinterließen in Himmelkron die Fehlohkaninchen. Nach dem Boom um diesen Farbenschlag bei seiner Entstehung und einer beeindruckenden Qualität in der Vergangenheit, ist der Farbenschlag, aus meiner Sicht auf einem Tiefpunkt angekommen. Das betrifft nicht nur die Anzahl der ausgestellten Tiere, sondern auch deren Qualität. Das größte Problem besteht meiner Meinung nach bei der Deckfarbe. Auch bei den Marburger Fehkaninchen ist die Deckfarbe, in Verbindung mit der Anforderung an Unterfarbe und intensivem bräunlichen Schleier der Decke, züchterisch anspruchsvoll. Die Fehloh erfüllen diese Anforderungen aber kaum. Was zu dieser Entwicklung geführt hat, können nur die Züchter erklären. Ob auch hier andere Rassen zur Verbesserung herangezogen wurden, lässt sich nur vermuten. Eine Neuorientierung wie bei den Blauloh ist aus meiner Sicht unerlässlich, ansonsten ist es um die Zukunft des Farbenschlags nicht gut bestellt.

Zum Abschluss meines Berichts noch ein paar anerkennende Worte zur Arbeit der bayrischen Preisrichter und einen kritischen Appell an uns.

Auf den Bewertungsurkunden standen sehr viele Bemerkungen in allen Positionen bezügliche der Rassemerkmale. Das ist mir an der Arbeit der Kollegen positiv aufgefallen. Persönlich mache ich das ebenfalls und wundere mich immer wieder über Kolleginnen und Kollegen, die nur in der Position Körperform und Bau sowie der Fellbehaarung schreiben.

In der Position 6 Farbe, haben sie konsequent die Linie gehalten und nur wenige Male die volle Punktzahl vergeben. Das war aus meiner Sicht völlig in Ordnung, weil die meisten Tiere, jahreszeitlich bedingt, nicht fertig waren. Weiße Durchsetzung wurde konsequent gestraft, was zum Teil zum Ausschluss von der Bewertung führte. Außerdem haben sie bei der Bewertung das Thema Stand und Stellung nicht überstrapaziert. Meine Anerkennung hierfür, dass man das Lieblingsthema einiger Herren hier mit Augenmaß angewandt hat. Die Beurteilung der Fellbehaarung war insgesamt etwas großzügig. In der Regel wurden in dieser Position 14 Punkte vergeben und einige Urteile mit 14,5 Punkten waren etwas großzügig bemessen, wohingegen Tiere in der Haarung, mit der Bemerkung - "weich"- oft mit 13 Punkten bewertet wurden, obwohl Dichte und Haarlänge in Ordnung waren.

Aber auch diesmal kam es bei der Bewertung zum Klassiker. Mit den Hinweisen "Naseneinfassung unrein oder klarer" in der Position Kopfzeichnung, war natürlich die melierte Schnauze in der Position Farbe gemeint. Die Kritik an den Tieren wurde von den Kollegen korrekt erkannt, leider aber einige Male in der falschen Position vermerkt. Das kann aber den positiven Eindruck an der Arbeit meiner bayrischen Kollegen nicht schmälern.

Nun aber eine kritische Anmerkung zu Uns selbst. Wenn die Diskussion an den Käfigen intensiver ist als eine gemeinsame Tierbesprechung und diese auch nur zäh sowie improvisiert durchgeführt wird, läuft etwas schief. Wenn wir hier nicht miteinander unsere Gedanken und Meinungen austauschen, schaden wir uns selbst. Von anderen Clubs können wir lernen, wie man es besser macht. Ich rede hier auch von vielleicht gewünschten Nachbewertungen, wenn man mir ein Spitzentier kommentarlos zur Tierbesprechung auf den Tisch setzt. Ich sage das jetzt mit deutlichen Worten, hierfür stehe ich nicht zur Verfügung. In diesem Fall habe ich die Vorzüge des Tiers herausgestellt ohne auf einen von außen nicht sichtbaren Fehler einzugehen. Bedanken möchte ich mich bei meinem Zuchtfreund Johann Biermann, mit dem ich die Tierbesprechung der Schwarz.- und Blaulohkaninchen durchgeführt habe.